In Gedenken an Nura (30.12.2004 – 16.6.2006)
[…] In many years they may forget
This love of ours or that we met
They may not know
How much you meant to me
I cried for you
And the sky cried for you
And when you went
I became a hopeless drifter
But this life was not for you
Though I learned from you
That beauty need only be a whisper
Without you now I see
How fragile the world can be
And I know you’ve gone away
But in my heart you’ll always stay […]
Katie Melua – „I cried for you“
Nura. Ich möchte sie Ihnen vorstellen. Einige kannten sie live, andere nur „übers Internet“ und einige wohl gar nicht. Aufgrund der Tatsache, dass ich sie viel zu früh und auf eine so furchtbare Art und Weise verloren habe, möchte ich nicht, dass Ihnen beim Gedanken an sie in Ihren Köpfen „oh mein Gott, wie schrecklich!“-Gedanken herumgeistern. Das passt so gar nicht zu Nura. Sie soll so in Erinnerung behalten werden, wie sie war: Einfach eine unbeschreiblich geniale, besondere, liebenswerte, verrückte und süße Labrador Retriever Hündin.
Wie alles begann…
2004 erfüllte sich für mich ein großer Wunsch. Ich bekam von meinen damaligen Vermietern nach langem Betteln endlich das OK für die Hundehaltung in meiner Mietwohnung. Da ich als Kind mit unserer Labrador Retriever Hündin „Perle“ aufgewachsen war, war für mich klar, dass für mich nur der Labrador in Frage kam.
Ich begab mich auf Züchtersuche. Damals hatte ich noch keinen speziellen Wunsch bezüglich Show- oder Arbeitslinie. Ich entschied mich für eine Verpaarung aus dem Deutschen Retriever Club, die man zur Arbeitslinie zählen kann (für ihren Datenbankeintrag klicken Sie HIER). Dann begann das Zittern: Ob wohl eine Hündin für mich mit dabei sein würde? Am 30.12.2004 wurden sechs Welpen geboren – fünf Hündinnen und ein Rüde. Es stand also fest, dass auf jeden Fall ein Mädel für mich mit dabei war.
Als ich das erste Mal im Welpenauslauf saß, konnte ich aus zwei schwarzen Hündinnen wählen, die für mich zur Auswahl standen. Ich wusste nicht, welche zwei es genau waren, die ich mir angucken sollte, aber da war so eine kleine schwarze Ratte, die eine rote Markierung hatte. Die war so frech! Rannte kläffend durch die Wurfkiste, turnte ihrem wesentlich größerem Bruder auf dem Kopf rum und war einfach nur… „spezial“. Sie sah irgendwie anders aus als ihre Geschwister. Zum einen war es dieser leicht wahnsinnige Gesichtsausdruck *grins*… Zum anderen ihre Augen: Sie waren heller als die der anderen Welpen und sie war die Kleinste. Es gefiel mir einfach, wie sie – trotz ihrer Größe – alle aufmischte. Ich sagte: „Also die Rote da, die gefällt mir irgendwie…“ – „Tja, das wäre eine von den beiden gewesen, aus denen du hättest wählen müssen.“ Somit war die Entscheidung für mich gefallen: Ich wollte DIE und keine andere!
Nura @home…
Ende Februar 2005 holte ich Nura zu mir. Sie sollte Nura heißen (steht für „Feuer“), brauchte aber noch einen A-Namen, weil es ja der A-Wurf war. Ich entschied mich für Amelie-Nura für die Papiere. Wie sich später herausstellte bedeutet Amelie „die Arbeitssame“. Ich fand das sehr passend. Nura lebte sich sehr schnell ein. Sie hatte kein Heimweh sondern erkundete neugierig alles Neue. Ich war am Anfang bereits viel mit ihr „unterwegs“ und wir übernachteten mal hier, mal da. So lernte sie gleich: Es ist nicht wichtig, WO wir schlafen, hauptsache ACTION. Sie lernte schnell und eifrig. Ich weiß bis heute nicht woran es lag, aber sie hat als Welpe nie etwas angeknabbert oder zerstört und war wirklich… pflegeleicht! Trotz Dachgeschosswohnung und täglichem Treppenschleppen war sie sehr schnell stubenrein und es machte einfach alles Spaß mit ihr, auch wenn Madame manchmal ganz schön frech war. Eben einfach Nuri…
Neben der Ausbildung, die wir sowieso jeden Tag gemacht haben, bin ich zwecks Prägung mit ihr zur „Welpenspielstunde“ in einem Hundesportverein in Göttingen gegangen. Dort konnten die Welpen zusammen spielen, aber es wurde auch schon ein wenig gearbeitet. Heute würde ich so etwas nicht mehr machen, aber damals war es für uns sicherlich nicht verkehrt, da ich so gar keine Ahnung hatte. Langsam fing ich auch an, ihr Dummys schmackhaft zu machen.
Charakterkopf Nuri…
Nura hatte ein sehr einnehmendes Wesen. Wie kann man sie beschreiben? Sie war eigentlich immer nur am Rennen. Langsam laufen? Wozu, wenn man doch RENNEN kann! Den Titel „Flitzmaus“ trug sie jedenfalls nicht umsonst. Außerdem war auffällig, dass sie mit allen Hunden „konnte“. Sie war so extrem unterwürfig, dass es nie zu Streitereien kam. Aber meistens hat sie durch ihre freche und unermüdliche Art („Hey du, fremder Hund! Ich liege zwar auf dem Rücken, aber gleich, wenn du wegguckst, steh ich wieder auf und flitze weg. Und dann kannst du ja mal versuchen mich zu fangen! Ha!“) die anderen Vierbeiner schnell dazu gebracht mit ihr zu spielen. Sie stand nach kurzer Zeit immer im Mittelpunkt und hat alle Hunde animiert mit ihr Blödsinn zu machen.
In dieser Zeit hat sie auch ihre beste Freundin Maja, die Golden Retriever Hündin meiner Freundin Franziska, kennengelernt. Am Anfang wurde sie noch von Maja untergebuttert, aber irgendwann waren sie ein Herz und eine Seele. Mit Franzi und Maja haben wir dann angefangen regelmäßig Dummytraining zu machen. Ich hatte natürlich von der ganzen Sache keine Ahnung und so ging einiges schief.
Übrigens: Auch heute noch ist „Patentante Franzi“ immer für Fila da, wenn ich mal keine Zeit habe oder eine Flugreise gebucht habe, wo der Hund nicht mit kann. DANKE Franziska!
Nura wurde immer erwachsener und ich konnte immer ernsthafter mit ihr arbeiten. Sie wurde einfach.. zuverlässig! Mit fünf Monaten nahm ich sie dann zum ersten Mal mit ins Altersheim. Dort haben wir dann ehrenamtlich einmal in der Woche an dem Projekt „Hunde besuchen Senioren“ teilgenommen. Nura fands klasse. Sie war immer sehr vorsichtig mit den alten Damen und Herren und hat die Herzen im Sturm erobert. Sie war in der Hunderunde dort „der Clown“. Nura hat immer ordentlich action gemacht und wenn die anderen Hunde müde wurden, hat sie alle wieder auf Trab gebracht. Sie war einfach nicht müde zu bekommen. Und wenn ich dann mit ihr zu einem Heimbewohner hingegangen bin und gefragt hab „Nura, hast du Frau XX heute schon `guten Tag` gesagt?“ und sie darauf ein freudiges „Wöff!“ hervorbrachte, sah man nur noch strahlende Gesichter.
Nura wurde immer größer. Naja, so ganz stimmt das nicht. Eigentlich wurde sie älter, aber nicht wirklich größer *grins*. Im Vergleich zu ihren Geschwistern war sie immer noch die Kleinste. Mit etwa 8 Monaten hatte sie dann ihre „Endgröße“ erreicht. Sie bleib bei ca. 48 cm Schulterhöhe stehen. Der kleinste Labrador der Welt würd ich sagen. Ich hab irgendwann augehört zu zählen, wie oft ich gefragt worden bin: „Oh, der ist aber noch jung, oder?“ – „Nein, nicht wirklich.“ – „Mh, aber der wächst doch noch, oder?“ – „Nein, *schonleichtgenervt* nicht wirklich.“ – „Mh, naja, jedenfalls sehr süß.“ – „Ja, das ist sie wirklich. ;-)“.
Ich weiß gar nicht wo die Zeit blieb, aber auf einmal wurde sie schon ein Jahr alt. In der Dummyarbeit kamen wir – nach ein paar Schwierigkeiten, die ich aber wohl auf meine Unfähigkeits-Kappe nehmen muss – endlich in größeren Schritten voran. Wir wollten es wagen und uns für die Dummy-Anfänger Prüfung anmelden. Ich zog mit Nura schließlich in ein kleines Fachwerkhaus (auch Hexenhaus genannt.. Katha = Hexe, Nura = der kleine schwarze Rabe…), etwas außerhalb von Göttingen. Hier gabs für sie einen Garten, direkt vor der Haustür und Felder und Wald so weit das Auge reicht. Wir hatten hier eine tolle Zeit. Im Februar habe ich sie dann röntgen (wo sich leider eine ED II herausstellte) und somit gleichzeitig kastrieren lassen. In den kommenden Monaten waren wir zwei viel unterwegs: In Kaiserslautern, in Österreich zum Skiurlaub, in Köln… Ich hatte mit ihr so wunderbare Erlebnisse, die ich niemals vergessen werde…
Am 16. Juni 2006 starb Nura durch einen Autounfall. Völlig sinnlos und unbegreiflich – und viel zu früh. Sie war 1,5 Jahre alt. Wir hatten noch soviel vor.
Für mich ist Nura etwas ganz besonderes. Sie ist und bleibt mein „erster Hund“, mein Herzhund. Die Anschaffung – eine „Entscheidung“, die ich ganz alleine und für mich getroffen habe. Ich hätte niemals ahnen können, wie sehr sie mein Leben bereichern würde. Sie hat mir durch eine sehr schwere Zeit geholfen und war so gut wie jeden Tag 24 Stunden um mich. Sie war wie mein Schatten. Überall dabei, in alle Entscheidungen involviert. Es ist unglaublich, wie man sich an so einen treuen Freund gewöhnen kann. Und es ist einfach unbeschreiblich, wie sehr sie mir nach wie vor fehlt. Aber ich trage jeden Moment mit ihr ganz tief in meinem Herzen und blicke in unendlicher Dankbarkeit auf unsere gemeinsame Zeit zurück. Ich kann behaupten: Dieser Hund – meine Nura – hat mein Leben auf so wunderbare Art verändert, wie ich es mir nie hätte träumen lassen. Freundschaften sind entstanden, die ich nicht mehr missen möchte. Und ich bin durch sie ohne jeden Zweifel dieser Hunderasse verfallen. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken, die an meiner Seite standen, als meine wunderbare Maus von mir gehen musste. Ich glaub ihr wisst gar nicht, wie sehr ihr mir geholfen habt. Ich bin so froh, dass Nura so viele Herzen bewegen konnte und ich hoffe, dass sich bei allen, die sie kannten (direkt oder indirekt), beim Gedanken an Nura ein Lächeln ins Gesicht mogeln wird… „einfach Nuri“.
Nura, meine Süße: Ich werde dich niemals vergessen! Dein Frauchen Katha